Von Tobias Wolf | 1. August 2022 | Wandern & Natur
An manchen Stellen erinnern die bizarren Felsen an einen Schweizer Käse. Hier, vor den Höhlen am Silberberg, lässt sich weit in die Geschichte
von Bodenmais zurückblicken. Denn die Höhlen am Bodenmaiser Hausberg sind nicht von Mutter Natur geschaffen, sondern von Menschenhand. Sie sind mit die ersten Spuren des Bergbaus am Silberberg.
Wann genau der Bergbau am Silberberg seinen Anfang nahm, ist nicht gänzlich geklärt. Nach dem böhmischen Geschichtsschreiber Hajek sei bereits im 7. und 8. Jahrhundert nach Erz gesucht worden. Erste Schriften über den Bergbau datieren um das Jahr 1300. „Zur Anfangszeit wurde am Silberberg noch über Tage Erz abgebaut“, erklärt Martin Schreiner. Der Bodenmaiser ist einer der Betreiber des heute Historischen
Besucherbergwerks. Sein Vater Karl Schreiner hat selbst noch als Bergmann tief in den Stollen des Silberberges gearbeitet.
Mit Feuer und Wasser ans begehrte Erz
An aussichtsreichen Stellen wurde das Felsgestein durch Feuer erhitzt und mit kaltem Wasser schlagartig abgekühlt. „Dadurch zersprang das Gestein und die Bergleute konnten das begehrte Eisenerz gewinnen“, berichtet Martin Schreiner. So sind im Laufe der Zeit die Höhlen am Silberberg entstanden, die deshalb auch „ausgebrannter Ort“ genannt werden. Da für die großen Feuer Unmengen an Holz benötigt wurden, war der Silberberg zu jener Zeit im Bereich rund um den großen Gipfelfelsen nahezu baumlos.
Nur unweit des „ausgebrannten Ortes“ liegt die Übertageabbaustätte „Gottesgab“. Auch sie entstand zunächst durch Feuerlegen, später dann durch Sprengung, beispielsweise mit Schwarzpulver oder Dynamit. „Auch mein Vater hatte im Silberberg noch mittels Zündschnur sprengen müssen. Anzünden und weglaufen war die Devise“, erzählt Martin Schreiner und ergänzt: „Das könnte man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“
Farbenspiel am Felsgestein
Steht der Besucher vor der „Gottesgab“, bietet sich ihm ein wunderbares Farbenspiel. Je nach Wetter und Lichteinfall leuchten die Felsen intensiv in blauen, gelben, weißen, brauen und roten Farben. Die bläuliche Farbe kommt vom Bleigehalt, die rote beziehungsweise braune Farbe vom Eisen, die gelbe Farbe vom Schwefel, die weiße vom Gips.
Der Name „Gottesgab“ taucht zum ersten Mal im Jahr 1463 auf. Die Herzöge Johann IV. und Sigismund von Ober- und Niederbayern gewährten damals den Bergleuten in Bodenmais ein Schürfrecht mit allen Freiheiten und Rechten. Die Urkunde darüber benennt die Grube als „des allmächtigen Gottes Gab“, da man zu jener Zeit überaus froh über die reichen Erzvorkommen war.
DAS HISTORISCHE BESUCHERBERGWERK IM SILBERBERG
Heute ist der Silberberg eines der beliebtesten Ausflugsziele im Bayerischen Wald. Wer mehr über die Geschichte des Bergbaus erfahren will, sollte unbedingt bei einer Bergwerksführung mit dabei sein. Im Barbarastollen erlebst du den Bergbau aus früheren Zeiten hautnah. Der Bergmannsgruß „Glück auf“ begleitet dich in den Berg. Durch den über 600 Meter langen Barbarastollen führt der Weg tief ins Innere des Silberberges. Du wirst beeindruckende Maschinen und Förderschächte in Funktion erleben. Natürlich erzählt dir dein Bergwerksführer
auch Geschichten und Mythen aus vergangenen Zeiten.
Du möchtest die Höhlen am Silberberg und die Übertageabbaustätte „Gottesgab“ hautnah erleben? Dann wandere auf dem „Silbersteig“. Bei dieser Tour bist du auf den Spuren der Bergleute unterwegs. Bei der Wanderung wird dir auf vielen Schautafeln die Geschichte von
Bodenmais und des Bergbaus erzählt.
Die Tour startet auf dem Bodenmaiser Marktplatz und führt vorbei am Alten Rathaus und der „Hüttenbruck“ entlang der Silberbergstraße zur Silberberg-Talstation. Von hier geht es auf bequemen Forstwegen weiter aufwärts. Du passierts die kleine Barbarakapelle. Hier bietet sich ein schöner Blick auf Bodenmais. Es geht weiter zur Ausgrabungsstätte Vitriolhütte und zur Schönebene. Die Route führt von hier weiter zur beeindruckenden Übertageabbaustätte „Gottesgab“ und auf schmalen Steigen zum „Ausgebrannten Ort“, den imposanten Höhlen am Silberberg. An den Höhlen angekommen, ist es nur noch ein Katzensprung zur Silberberg-Mittelstation mit der Bergmannschänke, Herberts Bar und dem Besucherbergwerk.
Ein Besuch unter Tage rundet das historische Erlebnis dieser Tour ab. Außerdem solltest du dir den Ausblick auf dem Silberberg-Gipfel nicht entgehen lassen. Von der Mittelstation ist dieser in nur wenigen Gehminuten zu erreichen. Insbesondere zum Sonnenuntergang ist das Panorama über Bodenmais und das angrenzende Zellertal fantastisch.
GLÜCKSMOMENTE
IN BODENMAIS