Von Tobias Wolf | 1. August 2022 | Wandern & Natur


15 Jahre Goldsteig

Grenzenlos wandern

Wir nehmen dich mit auf Deutschlands längsten Qualitätswanderweg – eine der schönsten Etappen verläuft bei Bodenmais

Vom Gipfel des Großen Arber, dem höchsten Berg auf der Route des Goldsteigs, schweift der Blick weit übers Land. Bis zum Horizont wellen

sich die grünen Hügel, Urwälder aus Fichten, Tannen und Buchen, in Tälern glitzern Bergseen, glatt wie Glas. Ein tiefer Atemzug und die klare Waldluft flutet die Lungen, weckt das Herz, streichelt die Seele. Hier oben, auf dem Grünen Dach Europas, ist die Freiheit grenzenlos.

Da unten auf den Wanderwegen auch: Der Goldsteig ist international. Der längste und vielfältigste Qualitätswanderweg Deutschlands hat Zuwachs bekommen: Im Juni 2018 eröffnete der „Zlatá Stezka“, der tschechische Goldsteig. Er verläuft parallel zur Nordvariante und ist mit dem deutschen Teil durch historische Pfade zwischen Bayern und Böhmen verbunden, die nun ins Goldsteig-Wegenetz integriert wurden: der Baierweg, der Böhmweg, der Gunthersteig und der Goldene Steig mit der Prachatitzer Route.

660 Kilometer purer Wandergenuss

Grenzenlos wandern, von der Donau bis in den Böhmerwald! Zu den 660 Wanderkilometern des bayerischen Goldsteigs kommen nun die 289

Kilometer des tschechischen Bruderwegs. Mit Zubringerwegen, Querverbindungen und Alternativrouten ist ein über 2000 Kilometer langes, internationales Wanderwegenetz mit 13 Grenzübergängen und schier endlosen Möglichkeiten entstanden. Neben Fernwanderungen sind auf vielen Etappen auch Rundtouren oder Sternwanderungen möglich, wodurch sich der Goldsteig auch an Wochenendausflügen erkunden lässt.

Es wächst zusammen, was zusammengehört. Die Grenzen, gezogen von Staaten, die Gräben, gerissen von der Geschichte – in der Natur haben sie nie existiert. Der Bayerische Wald, Deutschlands ältester Nationalpark und einziger Urwald, ist tief verwachsen mit dem Nationalpark Šumava auf tschechischer Seite. Gemeinsam bilden die beiden Parks das größte zusammenhängende Waldgebirge Mitteleuropas. Ein Naturparadies im Herzen des Kontinents, ursprünglich und wild.

Die alten Römer nannten den Wald eremus Nortwald, den „menschenleeren Nordwald“. Sie hielten ihn für undurchdringlich, hier endete ihr Reich. Heute ist die Region von einem Netz aus Wanderwegen durchzogen, die Pfade führen durch verwunschene Wälder, unberührte Hochmoore, wilde Flusstäler und durch die letzten Refugien von Luchsen, Wölfen, Rothirschen und Auerhähnen.

Fünf Naturparks quert der Goldsteig auf seinem Weg durch Bayern (Naturpark Steinwald, Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald, Naturpark

Oberpfälzer Wald, Naturpark Oberer Bayerischer Wald, Naturpark Bayerischer Wald). Von Norden aus wandernd geht es über den Burgenweg ins „Land der 1000 Teiche“, die älteste Teichlandschaft Europas. Dann teilt sich der Goldsteig in zwei Routen: die bergige Nordvariante (274 km) und die gemäßigte Südvariante (240 km). Am Ende vereinen sich die beiden Wege in der Dreiflüssestadt Passau zu einem großen Rundweg.

Eintauchen in die Vergangenheit

Überall auf dem Goldsteig und seinen Zuwegen umweht einen der Hauch der Geschichte. Sonnenstrahlen brechen durch Baumkronen und werfen Licht auf die Vergangenheit. Wanderer begeben sich auf die Spuren von Kelten und Choden, Händlern und Goldwäschern, Schmugglern und Heiligen, die auf dem Weg von der Donau nach Böhmen Schneisen in den Wald schlugen. Was die meisten trieb, war der Handel mit Salz, oder wie man es im Mittelalter nannte: das „weiße Gold“ – daher der Name des Goldsteigs. Doch auch goldführende Bäche und echte Silberminen gab es einst in Ostbayern.

Wandern auf dem Goldsteig macht bewandert: Burgruinen erzählen von den Herrschern vergangener Epochen. Im Sudetenland zeugen

moosüberwucherte Mauerreste von den dunklen Tagen der jüngeren Geschichte. Doch auch erhaltene Schlösser und Festungen säumen den Weg. In prächtigen Städten und urigen Dörfern leben Traditionen bei Festen, Konzerten und Freilichtspielen neu auf. Gleich mehrmals kreuzt der Goldsteig die Glasstraße, eine Ferienstraße, an der man in Glashütten, Museen und Galerien die alte Kunst der Glasherstellung bewundern kann.

Von Bodenmais aus auf dem Goldsteig wandern

Bodenmais ist ein idealer Ausgangspunkt, um den Goldsteig zu erkunden. Die Nordvariante entlang des Kamms führt auf einer einzigen Etappe

über acht Tausender: eine langsame, dramatische Steigerung vom Mühlriegel (1.080 Meter) bis zum Höhepunkt des Goldsteigs, dem Großen Arber (1.456 Meter), dem König des Bayerischen Waldes. Von dessen Gipfelfelsen blickt man in alle Himmelsrichtungen, über Hügel, Wälder und Bergseen bis weit nach Böhmen. Noch ein tiefer Atemzug der klaren Waldluft und weiter geht’s auf dem Goldsteig, dem Grünen Dach Europas, wo die Freiheit des Wanderers grenzenlos ist.

Unseren Bodenmaiser Goldsteig-Tourentipp „Achttausender“ findest du weiter unten!

Bezwinge die Achttausender

Unser Goldsteig-Tourentipp: Vom Eck zum König des Bayerwaldes, dem Großen Arber

Traumhafte Panoramen genießen. Den Blick über die weiten Waldwogen des Bayerischen Waldes schweifen lassen. Den Duft von Fichte und

Tanne aufnehmen. Dem lieblichen Gesang der Vögel lauschen und den Wind, der durch die Baumwipfel weht, spüren: Das und vieles mehr ist Wandern auf dem Goldsteig, mit 660 Kilometer der längste und vielseitigste unter Deutschlands Qualitätswanderwegen. Erlebe den einzigartigen Goldsteig auf seiner wohl schönsten Teilstrecke zwischen Eck und Großer Arber. Unterwegs erwarten dich urige Berghütten und acht traumhafte Gipfel mit dem König des Bayerischen Waldes zum krönenden Abschluss.

Urwüchsig, ursprünglich und wildromantisch

Die Goldsteig-Etappe N13, die Königsetappe, verläuft direkt oberhalb von Bodenmais. Insbesondere die fantastischen Aussichten lassen jedes

Wanderherz höherschlagen – ob in den idyllischen Lamer Winkel, ins malerische Zellertal oder vom König des Bayerischen Waldes, dem Großer Arber, hinüber in den Böhmerwald oder hinunter nach Bodenmais. Zwischendurch erwartet dich eine urwüchsige, ursprüngliche und wildromantische Natur. Es geht hindurch durch dichten Bergmischwald, über Gebirgskämme und vorbei an Heidelbeersträuchern. Anstrengende Aufstiege wechseln sich mit sanften Abstiegen ab, bei denen du durchatmen kannst.

Urige Berghütten laden zur gemütlichen Einkehr

Die Wanderung startet am Eck zwischen den Bayerwald-Gemeinden Arnbruck und Arrach. Insgesamt führt diese einmalige Goldsteig-Etappe

über acht Tausender, darunter ist mit dem Großen Arber (1456 Meter) das Dach des Bayerischen Waldes dabei. Eine Herausforderung, die jeden Wanderfreund reizen muss.

Auch das Gemütliche kommt bei der Achttausender-Tour nicht zu kurz. Umgeben von Wäldern liegt die urige Berghütte Schareben (1019 Meter) idyllisch auf einer Lichtung. Hier kannst du dich mit einer deftigen Brotzeit, Kaspressknödl, Leberkäse mit Spiegelei und Kartoffelsalat oder süßem Kaiserschmarrn stärken. Nach der Schareben, die unterhalb der Heugstatt liegt (1262), führt die Wanderung hinauf auf den Kleiner Arber (1384 Meter). An dessen Südhang liegt eine weitere gemütliche Einkehrmöglichkeit, die Chamer Hütte. Hier kannst du dir Kräfte für den letzten Aufstieg zum Großen Arber holen. Genieße auf der gemütlichen Terrasse bayerische Schmankerl und erfrischende Getränke, bevor die letzten paar Kilometer hinauf auf den König des Bayerischen Waldes in Angriff genommen werden.

Oben angekommen wirst du zwar müde Beine haben, doch das Gipfelglück, das Gefühl, es geschafft zu haben und nicht zuletzt die 360-Grad-Rundumsicht über den Bayerischen- und Böhmerwald werden die Anstrengungen der vergangenen Stunden ganz schnell vergessen lassen.

Nun bist du Bezwinger der Achttausender!

Achttausender – Tourdaten

Distanz: 15,3 km
Gehzeit: 7 h
Höhenmeter: 1044 hm
Höchster Punkt: 1456 m

Hier findest du alle wichtigen Infos zur Wanderung:

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