Von Tobias Wolf | 1. April 2023 | Wandern & Natur


Am Wasser entlang

Der Fluss mit zwei Namen

Die Geschichte des wildromantischen Rißbaches, der in Bodenmais zum Rothbach wird

Durch Bodenmais fließt ein Bach, der mitten im Ort den Namen wechselt. Aus dem Rißbach wird der Rothbach, der kurz vor Teisnach in den Schwarzen Regen mündet. Zwar ist er nur gut 15 Kilometer lang, hat aber viel zu bieten: die höchsten Wasserfälle des Bayerischen Waldes, wilde Natur, wechselvolle Geschichte und Menschen, die mit dieser Gegend verwurzelt sind. Eine spannende Reise flussabwärts:


Die wilde Rißlochschlucht

Es ist eine raue, wilde Schönheit, die den Bayerischen Wald an vielen Orten ausmacht. Dazu zählt insbesondere die märchenhafte Rißlochschlucht. Im Rißloch vereinen sich Arberbach, Schwellbach, Kleinhüttenbach und Wildauerbach schließlich zum Rißbach. Auf seinem Weg hinunter ins Tal bildet er mit insgesamt 55 Metern die höchsten Wasserfälle des Bayerwaldes, die Rißlochwasserfälle. In mehreren Kaskaden stürzen sie die Rißloschschlucht hinab. Imposant ist der 15 Meter hohe Hauptfall. Besonders eindrucksvoll ist das Naturschauspiel im Frühjahr, wenn die Blätter der Buchen in saftigem grün erstrahlen und die Wassermassen der Schneeschmelze zu Tale rauschen.


Das Rißloch wurde bereits im Jahr 1939 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist damit eines der ältesten in ganz Bayern. Als Wanderer erwartet dich hier ein urwüchsiger Bergmischwald. Altbäume und Totholz verbleiben und dienen vielen Tier- und Pilzarten als Lebensraum. Spechte, wie der Bunt-, Schwarz- oder der seltenere Dreizehenspecht zimmern hier ihre Baumhöhlen, welche anschließend von Fledermäusen, Hohltauben oder Sperlingskäuzen bewohnt werden. Lausche bei deiner Tour dem Gesang der Vögel.


Über herrliche Wanderwege und verwunschene Pfade kann die Rißlochschlucht von Bodenmais aus in verschiedenen Touren erwandert werden. Mehr Informationen siehe hier:

Hier findest du alle Wanderungen zur Rißlochschlucht und den Wasserfällen.

Auf Schatzsuche im Rißbach

Einer, der regelmäßig im Rißloch unterwegs ist, ist Stefan Tremml. Der Bodenmaiser ist auf Schatzsuche, auf der Suche nach den Edelsteinen des Bayerischen Waldes. Oft ist er stundenlang an und im Rißbach unterwegs. Stefan ist Gold- und Messerschmied und mit Steinen aufgewachsen. Schon sein Großvater war Mineraliensammler. Mit seiner Mutter Yvonne betreibt Stefan das Edelsteinstudio Tremml in Bodenmais. „Mit den Steinen verbinde ich Heimat“, erzählt der charismatische Mann mit Vollbart und langem Haar. So verarbeitet der Bayerwäldler am liebsten Steine aus dem Rißbach. Dabei entstehen einzigartige Schmuckstücke, zum Beispiel Ringe oder Ketten.


Goldschmied Stefan ist auf seiner Schatzsuche fündig geworden. Er hat einen Cordierit, ein selten vorkommendes Mineral, entdeckt. Dieser wird auch Wassersaphir genannt und hat einen lilablauen Schimmer. In seiner Werkstatt fertigt er aus dem Cordierit in mühseliger Handarbeit einen edlen Ring.Seine Mutter Yvonne versucht schon lange, die Menschen für den Schmuck aus dem Bayerischen Wald, zum Beispiel aus Granit, zu begeistern. Mit Erfolg: „Unsere Urlauber schätzen das – heute noch mehr als früher. Sie wollen etwas Authentisches, etwas Einzigartiges aus der Region.“ Auch sie selbst trägt liebend gerne Schmuck aus ihrer Heimat. „Vom Granit geht eine besondere Kraft aus“, erklärt sie. Schmuck- und Edelsteinstudio Tremml

Yvonne und Stefan Tremml

Hirtenweg 28 • 94249 Bodenmais

T 09924/1045

Eine wechselvolle Geschichte

Durch die Rißlochschlucht hindurch sucht sich der wildromantisch Rißbach seinen Weg durchs jahrmillionenalte Gestein des Bayerischen Waldes, bis er in Bodenmais gezähmt wird. Hier im Ort standen früher am Ufer die Hüttenwerke (heute Hüttenparkplatz). Hier hat man einst Erz aus dem Bodenmaiser Silberbergwerk verarbeitet, unter anderem zu Polierrot (Eisenoxyd). Polierrot wurde – wie der Name schon verrät – zum Polieren von Gläsern verwendet. Das rostbraune Abwasser hat einst die Mauern gefärbt. Auch nach dem Ende des Bergbaus im Jahr 1962 blieb der Bach jahrelang rostbraun. Deshalb heißt der Rißbach ab Bodenmais Rothbach – auch wenn er nach über 60 Jahren längst wieder klar geworden ist.

Die Arbeiter in den Hüttenwerken wurden damals gerne als „Roude Mana“ (Rote Männer) bezeichnet, da ihre Kleidung und Hände durch ihre Arbeit oft rostbraun gefärbt waren. Am Ortseingang bei der Bodenmaiser Schule wurde den „Rouden Mana“ durch den Bodenmaiser Künstler Walter Schreiner mit einer Skulptur vor der Silberbergkulisse ein Denkmal gesetzt.

Wer mehr über die Zeit des Bergbaus in Bodenmais erfahren will, sollte den Silberberg besuchen. Neben dem Besucherbergwerk lohnt sich auch eine Wanderung rund um den Gipfel. Auf dem Themenwanderweg „Silbersteig“ wandelst du auf den Spuren der Bergleute.

Mehr ­Informationen dazu siehe hier:

Hier findest du alle Wanderungen zum Silberberg:

Bis nach „Bayerisch Kanada“

Auf seinem Weg aus Bodenmais passiert der Rothbach das nach ihm benannte Hotel Rothbacher Hof und wird ab dem Glück-Auf-Stadion (Fußballplatz) allmählich wieder wild und romantisch. Wer will, kann seinem Verlauf folgen und gelangt auf einem kurzweiligen Spaziergang ins JOSKA Glasparadies, einfach der Beschilderung folgen.


Natürlich ist es auch möglich, bis zur Mündung des Rothbachs zu wandern. Sobald er Bodenmais verlassen hat, schlängelt er sich durch den dichten Bayerischen Wald Richtung Böbrach. Vorbei an der historischen Böbrachmühle mündet er schließlich kurz vor der Ortschaft Teisnach in den Schwarzen Regen. Die Mündung ist ein idyllisches Fleckchen Erde und ist bereits Teil von „Bayerisch Kanada“, wie das Fluss­tal des Schwarzen Regen gerne genannt wird (mehr Infos und Tipps zu „Bayerisch ­Kanada“, durch das eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands verläuft auf der nächsten Seite).


Nach gut 15 Kilometern ist die abenteuerliche und geschichtsträchtige Reise des kleinen Flusses mit zwei Namen vorbei. Der Schwarzen Regen vereint sich schließlich mit dem Weißen Regen zum Regen, der über die Donau bis ins Schwarze Meer fließt.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published. Required fields are marked *

GLÜCKSMOMENTE

IN BODENMAIS