Von Tobias Wolf | 6. Oktober 2021 | Wandern & Natur
Es ist wieder so weit. Der Goldene Herbst hält Einzug in den Wäldern der Arberregion. Alljährlich vollzieht sich ein beeindruckendes Farbspiel der Natur. Die Wälder des Bayerischen Waldes nehmen alle erdenklichen herbstlichen Farben und Farbschattierungen an, bevor die Laubbäume ihre Blätter verlieren und sich die Natur in Richtung kalter Winterzeit zurückzieht.
Die Monate Oktober und November sind für Wanderer und Naturliebhaber oft der Höhepunkt des Jahres und ziehen sowohl Einheimische
als auch Gäste an. Es ist Zeit, um die letzten Waldfrüchte, die besten „Schwammerl“ und die schönsten Wandertouren zu sammeln. Die Blätter der Laubbäume beginnen sich langsam zu verfärben: von grün zu gelb, orange, rot oder braun und mit all den Farbschattierungen dazwischen. Diese prachtvolle Färbung der Wälder im Bayerischen Wald zeigt sich an sonnigen Tagen mit blauem Himmel, wenn die goldenen Strahlen
die Natur erleuchten lassen, und milde Herbsttage bescheren.
Blatt für Blatt
Besonders eindrucksvoll ist es in den Morgenstunden auf den Gipfeln der Berge zu stehen und zu beobachten, wie die Sonne sich ihren Weg durch den blauen Dunst oder Nebelschwaden bahnt, welche über den Tälern liegen. Die Farben des Waldes leuchten aber mindestens genauso intensiv nach einem herbstlichen Regen. Also heißt es: Egal bei welchem Wetter Wanderschuhe zu schnüren und raus in den bunten Wald.
Aber bevor es losgeht, kann man sich die Frage stellen: Warum werfen Bäume ihre Blätter im Herbst eigentlich ab? Die meisten laubabwerfenden Bäume und Sträucher verlieren ihre Laubblätter vor oder während der ersten Fröste oder während einer Trockenzeit. Der Laubfall reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer winterlichen Frostperiode oder in der Trockenzeit vertrocknen. Und vor dem Laubfall werden Nährstoffe, insbesondere Zuckerverbindungen, aus den Blättern in den Baum verlagert. Diese Zuckerverbindungen senken den Gefrierpunkt der Zellen, vergleichbar einem Frostschutzmittel, damit der Baum über die strengen Fröste des Winters kommt. Die Färbung kommt dabei wie folgt zustande: Die Produktion von grünem Chlorophyll wird eingestellt und andere Farbstoffe, wie die gelben und orangefarbenen Carotinoide werden sichtbar. Zusätzlich können Anthocyane, wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, gebildet werden,
die die Blätter rot färben.
Bunte Mischung
Die Arberregion ist Teil des größten zusammenhängenden Waldgebiets in Mitteleuropa. Sie ist zwar überwiegend aus verschiedenen Nadelwäldern, wie Hochlagen-Fichtenwälder und Aufichtenwäldern geprägt, aber der Bergmischwald in den mittleren Hanglagen zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Laubbäumen aus. Hier zeigen Baumarten wie Buche, Bergahorn, Eberesche und Birke nun ihr schönstes Gewand. Der Bergahorn nimmt im Herbst die kräftigsten Farben an. Seine handförmig gelappten Blätter werden insbesondere
nach den ersten Frostnächten schnell goldgelb bis rötlich. Teils sind die einzelnen Farben vereint in einem Blatt zu sehen. Auch
die Buche vollzieht das ganze Farbenspiel, bis sie ihre Blätter braungefärbt in unzähliger Menge abwirft und weit den Waldboden
wie mit einer Decke bedeckt. Die Birke wirft ihr Laub nur zögerlich aber in einem kräftigen gelb ab.
Nur eine scheint nicht mitmachen zu wollen: Die Erle ist der einzige Laubbaum, der seine Blätter im grünen Zustand abwirft. Dies ist
möglich, da Erlen eine Symbiose mit sogenannten Wurzelknöllchen eingehen. Es handelt sich hierbei um Bakterien, die die Erle
mit Stickstoff versorgen, sodass sie nicht auf das Einlagern von Zuckerverbindungen im Herbst angewiesen ist.
Goldgelbe Lärchen
Die Lärche hingegen ist der einzige sommergrüne Nadelbaum. Das heißt, sie wirft jedes Jahr im Herbst ihre Nadeln ab. Durch den Abwurf verringert sie die Verdunstung und die Gefahr des Vertrocknens. Wie Fackeln stehen die goldgelben Lärchen lange bis in den November hinein in den Wäldern der Arberregion. Wenn sie erloschen sind, dann übernimmt der Winter das Zepter.
Künftig noch mehr Farbe
Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es notwendig, die Wälder zukunftsorientiert und klimagerecht umzubauen und an die steigenden Temperaturen sowie die nachlassenden Niederschläge anzupassen. Grundsätzlich gilt, reine Monokulturen an Fichten in artenreiche Mischwälder umzuwandeln. Eine tragende Rolle nimmt hierbei unsere heimische Buche ein. Im Vergleich zu anderen Baumarten ist sie aufgrund ihrer Schattentoleranz und ihrer Anpassungsfähigkeit gegenüber verschiedenen Klimaverhältnissen eine geeignete Baumart für den
Waldumbau. Daher ist davon auszugehen, dass unsere Wälder in Zukunft im Herbst noch bunter aussehen werden, als sie es bereits heute schon tun.
Hier findest du alle unsere herbstlichen Wanderungen:
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